Geschichte
Die Gegend um Elbing war das eigentliche Ursprungsgebiet
pruzzischer Stämme. Aber auch skandinavische Stämme ließen sich hier
zeitweise nieder. Im IX. Jahrhundert wird erstmals von einem Engländer
namens Wofstan eine Ansiedlung mit Namen Truso erwähnt. Archäologische
Forschungen von 1982 lokalisierten diese Ansiedlung beim heutigen Ort
Janów Pomorski am Druzno See.
Erstmals erwähnt wird Elbing in der ersten Hälfte des XIII.
Jahrhunderts nach der Eroberung, vom nahe gelegenen Marienwerder aus, durch den
Deutschen Orden im Jahre 1233. Im Jahre 1237 unternahmen die Deutschritter von
Marienburg aus eine Expedition zur Mündung des Flusses, der durch Elbing fließt,
um eine Befestigungsanlage und einen Hafen zu bauen. Die Befestigungsanlage lag
auf einer kleinen Insel an der Mündung des Flusses am Frischen Haff. Elbing
lag anfangs auf der rechten Seite des Flusses. Im Jahr 1238 wurde dieses Gebiet
den Dominikanern überlassen, um dort ein Kloster zu bauen. Von 1240 - 1242
errichtete der Deutsche Orden dort eine Burg, die aus Ziegelsteinen der
südlichen Stadtteile gebaut wurde.
Die Standortrechte der Stadt, die auf dem Lübecker Gesetz
basierten, wurden Elbing im Jahr 1246 zuerkannt. Die Stadt hatte ein Ausmaß
von 300 auf 500 Meter, und neben den Hafenkais und einem kleinen Marktplatz
bestand sie aus 5 kreuzweise angelegten Straßen, die zum Hafen führten. Der
Haupterwerb der Stadtbewohner war die Herstellung und der Handel mit
Produkten aus Bernstein und Knochen. Diese Periode war auch eine Zeit
heftiger Kriege der Bewohner mit dem Deutschen Orden. Dies ist auch der
Grund, dass der Bau und die Fertigstellung der Burg durch den Komtur des
Deutschen Ordens erst im Jahre 1251 erfolgten.
Der Komtur bekleidete dieses Amt in Elbing bis 1309,
bis der Großmeister aus Venedig nach Marienburg kam und hier seinen
Hauptsitz einrichtete. Elbing wurde Gerichtssitz und ein Standort
der Johanniter. Die ersten sakralen Gebäude waren die Kirchen von St.
Nicolaus, der Heiligen Jungfrau Maria (dominikanisch) und des Heiligen
Geistes (diese wurde auch als Krankenhaus genutzt, weil sie nahe der
Burg lag). Alle anderen Gebäude innerhalb Verteidigungsmauern bestanden
aus Holz. Das war auch der Grund, warum eine große Feuersbrunst
im Jahre 1288 fast alle Gebäude vollständig vernichtete. Ausgenommen
waren nur die Gebäude, die aus Stein gebaut waren und die Kirchen von
St. Jacob und der heute nicht mehr existierenden Kirche des Hl. Georg,
die außerhalb der Mauern lagen.
Auf Grund von Kriegen mit den lokalen Stämmen
zwischen 1308 - 1309, wurde das Gebiet um Danzig durch den Deutsche
Orden vollständig besetzt. Diese Länder wurden "Preußen" genannt.
Nach dem großen Feuer wurde Elbing zwischen 1315 - 1340
und zwischen 1370 - 1395 wieder aufgebaut. Die meisten Gebäude der neuen
Stadt wurden nun aus Ziegelstein gebaut. Im Jahr 1288 wurde der Bau
von Verteidigungswällen begonnen und im XIV. Jahrhundert beendet.
Im Jahr 1364 wurde ein Hafenkran gebaut. Zwischen 1295 - 1310 wurden
auf einer gegenüberliegenden Insel - genannte die Insel der Silos,
acht neue Silos gebaut. Nördlich davon gab es eine Werft.
Im Jahre 1347 (hinter den Mauern der alten Stadt
in südöstlicher Richtung) wurde eine neue Siedlung gegründet, ihr wurden
Privilegien nach dem Lübecker Gesetz bewilligt und sie wurde die
"Neue Stadt" genannt. Die Einwohner dieser Stadt waren hauptsächlich
die Eingeborenen dieser Länder. Dank der Mitgliedschaft in
der Hanseatischen Liga, wuchs die Stadt auf Grund des Handels sehr schnell.
Sie wurde ein gefährlicher Rivale für Danzig. Sie war eine der
aktivsten Städte in der preußischen Union - ein Zusammenschluss von
Adligen und Bürgern widersetzten sich der Gesetzwidrigkeit und Habgier
des Deutschen Ordens. Durch eine Fälschung einer päpstliche Bulle und
eines kaiserlichen Erlasses durch den Deutschen Orden wurden
300 Mitglieder der preußischen Union zum Tode oder Verbannung
verurteilt - dies führte dazu, dass am 4. Februar 1454 ein Aufstand
gegen den Orden ausbrach.
Gleichzeitig ging eine Delegation der
preußischen Union nach Krakau und gewann die Zustimmung
des polnischen Königs - Casimir IV Jagielon für eine militärische
Hilfe durch Polen. Am 22. Februar 1454 erklärte der König
dem Deutschen Orden den Krieg. Am 6. März 1454, verkündete
der König die Eingliederung Preußens zur Krone (Polen).
Schon vorher hatten polnische Adlige die Kontrolle über
die meisten Städte gewonnen (einschließlich Elbing).
Die Deutschritter hielten nur Marienburg, Stuhm und Chojnice.
Diese Vorfälle lösten einen "dreizehnjährigen Krieg"
aus (1454 - 1466). Elbing und Danzig organisierten und finanzierten
eine Flotte, die erfolgreich den Nachschub für den Orden blockierte.
Die Bürger von Elbing eroberten und zerstörten 1454 die Burg des
Ordens. Am 9. Oktober 1466 wurde in Torun der Frieden zwischen
Polen, Litauen und dem Deutschen Orden geschlossen und beendeten
die dreizehn Jahre des Krieges. Aufgrund der Vereinbarung wurde
Elbing Polen zugesprochen. Es wird ein Teil des königlichen Preußens.
Elbing entwickelte sich sehr stark bis ins XIV. Jahrhundert. Danzig
beherrschte den Seehandel. Sehr nachteilig für die Entwicklung
der Stadt war die Tatsache, dass die Nebenflüsse, die zum Meer
führten sehr schnell verschlammten. Der neue Kanal, der Elbing mit
Weichsel, genannt Jagielon Canal, verbindet, wurde erst sehr spät
im Jahre 1495 gegraben.
Von 1466 bis 1772 war Elbing unter der Herrschaft
der polnischen Könige. 1478 schlossen sich die alte Stadt und die neue
Stadt zusammen. Im XVI. Jahrhundert wurde eine, für diese Zeit sehr
moderne Werft, gebaut. Im Jahre 1577 gewährte König Stefan Batory
zur Unterstützung der Stadt, während eines Krieges gegen Danzig,
der Stadt größere Privilegien. Die English East Company wurde
gegründet (Eastland Company). Die Zeit des XVI. und des XVII.
Jahrhunderts war eine Periode der Beständigkeit und des Wohlstandes und
des großen Interesses der Engländer an den östlichen Märkten. Im Jahre
1570 gab es einen ersten Versuch des Baus von voll ausgerüsteten
Kriegsschiffen, genannt Dragon (Pol Smok). Der Tod des Königs
zwang aber zur Aufgabe dieses Projekts. Zu dieser Zeit wurden
viele schöne Häuser, besonders nahe dem alten Markt und an
den Straßen Masztowa und Linka, gebaut. Im Jahre 1651 wurde das Haus
unter den Kamelen (pol. Pod Wielbladami) gebaut. Die Aktivitäten
der Eastland Company bewirkten einen beträchtlichen Aufschwung
der Nutzung des Kanals. Jährlich segelten von hier viele Schiffe
aus unterschiedlichsten Ländern ab. Ein neuer Wirtschaftszweig,
die Uhrenherstellung, wurde geschaffen. Während die Bevölkerung
wuchs, tauchte eine neue religiöse Bewegung auf - die Lutheraner.
Wilhelm van der Voldergrandt aus den Niederlanden
kam in die Stadt und gründete ein Gymnasium. Die Schule war sowohl
ein Zentrum der Ausbildung als auch der Förderung der Bewegung Luthers.
Ein Wendepunkt in der Geschichte der Stadt
war der Angriff des schwedischen Königs Gustav II Adolf auf Polen.
An 14. Juli 1626 wurde Elbing den Schweden übergeben. Im Jahre
1631 wurde ein Mann, namens Axel Oxesntiern, Gouverneur und
Kanzler des königlichen Preußens. Die schwedische Besetzung
beeinflusste die Stadt in schädlicher Weise. Sogar nach der
Bewilligung zur Herstellung eigenen Geldes, entwickelte sich
die Stadt nicht weiter. Die Bürger wurden zur Finanzierung
des Aufbaus der Stadtmauern und Burggräben und zu hohen Steuern
gezwungen. Der Krieg mit Schweden endete mit einem sechs Jahre
andauernden Frieden in der Altmark (alter Markt) und ließ Elbing
und andere Häfen in schwedischer Hand. Die Schweden besetzten
diese Länder bis zu einer neuen Vereinbarung im Jahre 1635
in Sztumska Wies.
Im Jahre 1665 drang der nachfolgende König
von Schweden Karl X Gustav in Polen ein. Dieses Mal unterzeichneten
auch die Behörden in Elbing die Kapitulation am 22. Dezember
1665 und übergaben die Stadt. Die Besetzung begann am 23. Mai 1660
und endete mit einem Frieden, der in Oliva unterzeichnet wurde.
Dieses Mal zerstörten die Schweden viel mehr in Elbing und in
den nahe gelegenen Städten. Darüber hinaus dezimierte die Pest
die Stadtbevölkerung. Bis zum Anfang des XVIII. Jahrhunderts
starben in Elbing und Umgebung ungefähr 10.000 Leute.
Elbing wurde, auf Grund seiner Lage,
immer wieder in Konflikte zwischen Preußen, Rußland, Schweden
und Polen einbezogen. Seit 1640 war Friedrich Wilhelm von Hohenzollern
der Prinz des herzoglichen Preußens, der der Stadt Königsberg
seine große Aufmerksamkeit widmete. Sein Sohn Friedrich I.
von Hohenzollern wurde 1701 in Königsberg gekrönt und
König von Preußen. Als Ergebnis der ersten Teilung von Polen
im Jahre 1772, unter anderem durch Friedrich II. von Hohenzollern
unterzeichnet, wurde Elbing ein Teil von Preußen. Am 12. Dezember 1772,
übernahm die preußische Armee, nach einem kurzen Siege,
die Stadt kampflos.
Diese Periode war für Elbing vorteilhaft.
Danzig, eine polnische Stadt, besteuerte die Handelsmarine mit
hohen Abgaben. Die preußische Verwaltung erhob dagegen viel niedrigere
Abgaben - dies verstärkte den Seehandel durch Elbing. Der Lauf
der Nogat wurde vertieft und verbreitert. Siedler aus anderen
Ländern begannen, sich niederzulassen. 1837 eröffnete ein Mann
mit Namen Schichau einen kleinen Betrieb für Maschinenbau. Mit der
Zeit spezialisierte er sich auf die Herstellung bestimmter
Maschinenbauprodukte. 1854 kaufte er eine Werft von Mitzlaff und
änderte die Ausrichtung der Firma auf den Bau von Schiffen aus
Stahl. Der nächste große Schritt in der Geschichte von Elbing
war der Bau einer Eisenbahnlinie. Schichau begann Lokomotiven
herzustellen. Ein zwischen 1850 - 1872 gegrabener Kanal für
Schiffseinheiten bis zu 50 Tonnen verband Elbing mit Ostroda,
dadurch wurde der Handel mit Holz und anderen Gütern erhöht.
Dieser Kanal ist auf Grund der technischen Leistung des
niederländischen Konstrukteurs A. Steenke und der ortsansässigen
Erbauer einzigartig in Europa. Der Kanal hat eine Länge von
62.5 Kilometern (159 Kilometer mit Nebenkanälen), 4 Schleusen
und 5 Hellinge mit eigens gebauten Wagen für den Transport der Schiffe.
Der Wohlstand der Stadt dauerte bis zur
Weltwirtschaftskrise von 1918. Das nun folgende Stadium der
Entwicklung der Stadt steht in starker Verbindung mit der
Politik Adolf Hitlers. Die dreißiger Jahre dieses Jahrhunderts
bedeuten einen großen Aufschwung, hauptsächlich bedingt durch
Firma Schichau. Ein Flughafen und ein Militärgefängnis wurden
gebaut. Viele Schulen und Akademien wurden gegründet. Auch eine
Brauerei, eine Molkerei und eine Zigarrenfabrik wurden errichtet.
Konsulate von Schweden und der Schweiz wurden geöffnet. Der
städtische Nahverkehr wurde durch eine Straßenbahn erweitert.
Während des II. Weltkrieges hatte Elbing bis
zu 100.000 Einwohner. Die Deutschen planten eine starke Verteidigung
der Stadt in der Endphase des Krieges. Die Stadt wurde vom
23. Januar 1945 bis zum 10. Februar verteidigt. Die Folge davon
war, dass die Stadt stark zerstört wurde. Die Einwohner der Stadt
und der Umgebung versuchten über das Frische Haff zu entkommen.
Die sowjetische Armee demontierte die restlichen Fabrikausrüstungen
und -maschinen und nahm sie mit nach Rußland.
| HJ
Übersetzt von: Bernhard Sgoda |
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